Untergang – Ein Erfahrungsbericht

We are sinking, We are sinking! – What are you thinking about?
Diesen Spruch hat wohl jeder schonmal gehört. Bei mir ist er ganz präsent durch ein Reel aus 2021 des Hollandachters der Männer. Damals sind sie mit dem Achter in starkem Wind baden gegangen und mussten gerettet werden.
Was soll ich sagen, uns hat es am 01.04.2024 auch erwischt. (Kein Aprilscherz gewesen!)

Wir sind im Trainingslager in Erba gewesen und haben auf dem Lago di Pusiano trainiert, der von den Ausläufern der Alpen umgeben ist. Zu Beginn der Einheit waren Gewitter in den Bergen, der See lag in Windstille in strahlendem Sonnenschein. Daher sind wir abgelegt, waren aber aufmerksam auf einen möglichen Wetterumschwung. Bei einer Wende haben wir den langsam auffrischenden Wind, sowie die aufziehenden Wolken bemerkt. Der Wind wurde schnell stärker, wir wechselten auf 3/4tel Länge, bereits 10 Schläge später auf 1/2 Länge. Da der Wind parallel zu uns kam, wollten wir uns etwas in den Wind rein drehen und haben angehalten – Unser Bugzweier war zu dem Zeitpunkt bereits etwas vollgelaufen. In dem Moment dachte ich noch: „Ja klar macht Sinn, dann können wir auch direkt auf den Steg zusteuern“ Mit einem Blick in die Richtung in die wir fahren wollten, wurde es jedoch ganz schnell zu „Oh Gott da können wir nicht rein fahren, wir müssen uns wieder parallel legen und abwarten“ – Den gleichen Gedankengang hatte unsere Steuerfrau Annalena zum Glück auch. Also warteten wir ab…

„Das geht nur noch 5 Minuten!“ Ruft uns Rene vom Motorboot aus zu. Ja klar. Die ersten Wellen laufen seitlich ins Boot. Erst am Bug und Heck, dann Mittelschiff. Wir müssen schöpfen. Also Flaschen ausleeren und los. Sophie, noch ganz im Trainingsfokus, lässt aus dem Bug verlauten: „Wir brauchen das Wasser doch, wir müssen noch trainieren!“ – Keine Chance. Melli hinter mir bekam auch langsam Panik: „Rene! Du musst uns JETZT hier raus holen!“ – Ein Blick zu Rene, der selber mit dem Katamaren komplett am Kurbeln war und mit Anki (Physio, Seelenbetreuerin) und Stefan (Messboot) auch fast am Untergehen war, sagte mir „Nope, nicht möglich“. Daraufhin wagte ich auch einen Blick zur anderen Seite: Eine riesige hellblaue Wand aus Gischtwasser wurde auf uns zugetragen. Dazu 1m hohe Wellen – Nicht gut!

Irgendwann lagen wir so weit im Wasser, dass die ankommende Welle von beiden Seiten in das Boot rein lief. „Wir sind jetzt drin. Wir müssen jetzt raus.“ Gesagt, getan. Nora machte einen regelrechten Hechtsprung ins Wasser. Während Sophie sich noch fragte, ob wir schwimmen können, ließ Nora schon verlauten „Ich kann stehen! Ich kann stehen!“ – Alles klar, wenn Nora da stehen kann, kann ich das hier auch. Im Wasser habe ich Mellis und meinen Riemen festgehalten, damit Melli und Sophie direkt an Land gebracht werden konnten. Rene und Anki kamen bereits, wie in Baywatch, zu uns ins Wasser gelaufen.

Nach langen Minuten in der Brandung haben wir tatsächlich alle Menschen und sogar das Bootsmaterial heile an Land bekommen. Das Boot haben wir mit den Auslegern auf Steinbänken gelagert. In dem Dorf auf der Seeseite standen wir wie eine Pinguingruppe und haben auf weitere Trainer gewartet, die uns einsammeln sollten. Da kamen zwei Italiener vorbei und hielten an. Sie haben uns erklärt, dass sie uns von ihrem Haus aus beobachten konnten und haben uns zurück zum Ruderzentrum gebracht. Ein Dank geht raus an die Helden des Tages!

Glücklicherweise haben die meisten nur ein paar Prellungen davon getragen. Leider hatte Kata ein paar Tage später einen Hörsturz und fällt für den anstehenden Worldcup aus. An dieser Stelle gute Besserung an dich, Kata!